Simona Ahrnstedt

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»Eine unbeugsame Braut« von Simona Ahrnstedt

Titel:

»Eine unbeugsame Braut«

Autor:

Simona Ahrnstedt

Genre:

Historisch

Seitenanzahl:

481 Seiten

Erzählperspektive:

Dritte Person, Vergangenheit

Stimmung im Buch:

 Lächle, denn es könnte noch schlimmer kommen!

Charaktere:

Iliana Henriksdotter

die verkaufte Braut

Markus Järv

Ritter des Königs

Der erste Satz:

»Die Wahrheit – und darüber machte sich Illiana Henriksdotter keine Illusionen – sah folgendermaßen aus: Sie hatte keine große Auswahl an möglichen Verlobten.«

Meine Lieblingscharaktere:

Iliana, die sich jeder neuen Herausforderung stellt, auch wenn es noch so schwer ist.

Das hat mir besonders gefallen:

Wie Iliana ihren Weg aufrecht geht, obwohl die damalige Zeit Frauen keinerlei Rechte zuerkannte.

Diese Gefühle hat das Buch in mir geweckt:

Mir tat Iliana leid. Als Leser erfährt man auch Markus’ Sichtweise und weiß darum sehr viel mehr als sie. Umso bewundernswerter, wie sie einen Schlag nach dem anderen wegsteckt und weitermacht. Sie ist eine extrem sympathische Protagonistin.

Kritik:

Die Klappentextbeschreibung bei Amazon passt nicht ganz zum Inhalt. Wie Feuer und Wasser sind Iliana und Markus nicht.

Das kann ich zum Schreibstil sagen:

Angenehm zu lesen, der Text strahlt viel Ruhe aus, die Autorin lässt sich Zeit zu erzählen, wie bei einer Erzählstunde in einer langen schwedischen Winternacht.

Meine Bewertung:

Gib niemals auf!

Iliana Henriksdotter wird von ihrer Familie gezwungen, den berüchtigten Ritter Markus Järv zu heiraten. Markus ist ein Mann des Krieges, vom Leben gezeichnet, weithin gefürchtet und das genaue Gegenteil des freundlichen Bauernsohnes, den die junge Heilerin heiraten wollte. Doch Iliana fügt sich ihrem Schicksal und macht das Beste daraus. So beginnt das Abenteuer ihres Lebens in dessen Verlauf sie ihre eigene Stärke entdeckt und auslebt.

Zitat aus dem Buch:

Sie blickte auf ihren sterbenden Mann.
Sie sog tief die Luft ein, die durch das geöffnete Fenster hereinströmte. Es war Sommerluft, sonnig und grün und warm, was merkwürdig war, denn es stürmte noch immer. Illiana blickte wieder auf das Heiligenbild. Scheinbar bewirkte ihr Tränenschleier eine optische Täuschung, denn es schien, als blicke es sie direkt an. Der intensive Blick forderte sie auf, …
Illiana runzelte die Stirn. Was sollte sie tun? Und dann, obwohl es abgesehen vom sanften Gemurmel des Priesters still im Raum war, hörte sie eine Stimme. Sie hatte sie nie zuvor gehört, aber es gab keinen Zweifel, wem sie gehörte. Es war Anna, Markus’ Mutter, die ihr vorwarf, zu früh aufzugeben. Die ungerechte Anklage schmerzte.
Du hast auch aufgegeben. Du hast ihn verlassen.
»Aber ich besaß nicht das Wissen, das du besitzt«, antwortete die Stimme. Sie war sanft, aber bestimmt. »Du hast das Wissen, Iliana. Wende es jetzt an.«
Illiana verspürte einen leichten Windhauch auf ihrer Stirn, wie ein sanfter Kuss, und plötzlich wusste sie, was sie tun musste.
Markus lag im Bett und atmete immer mühsamer. Illiana beugte sich über ihn, nahm sein Gesicht in ihre Hände, zwang seine schwarzen, schmerzerfüllten Augen in die ihren zu blicken, und sagte:
»Du wirst nicht sterben, du wirst leben. Hörst du? Wenn du deine ganze Kraft, die du in deinem Körper hast, benutzt, um zu kämpfen, dann werde ich dir helfen. Denn wir beide werden jetzt kämpfen, wie wir noch nie gekämpft haben. Hörst du, was ich sage? Es ist noch nicht Zeit für dich zu sterben!«
»Iliana«, sagte Pater Antonius mit besorgter Stimme. Vater Eskil rang die Hände. Es war deutlich, dass beide der Ansicht waren, sie habe den Verstand verloren.
Illiana blickte die Priester mit festem Blick an.
Wagt nicht, mich aufzuhalten.
»Wir halten ihn am Leben, bis das Gift den Körper verlassen hat.«
»Wie?«
Das war natürlich das eigentliche Problem, denn Illiana hatte keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte. Sie sah zu, wie er angestrengt atmete und tastete mit der Hand nach seinem Herz. Es schlug unregelmäßig und mühsam. Also würde sie sich einfach auf die Atmung und das Herz konzentrieren.
Nimm das, Roland. Ich werde gewinnen, und du kannst für alle Ewigkeit in der Hölle brennen. Hörst du?
Markus fiel es immer schwerer zu atmen, und Illiana beugte sich hinunter und blies ihm Luft in den Mund. Seine Augen baten darum, ihn in Ruhe zu lassen, und nicht Zeuge seiner Erniedrigung zu werden. Sie konnte ihn regelrecht denken hören: Lass mich in Ruhe sterben!
»Du wirst leben«, sagte sie bestimmt. »Verstehst du das?« Sie befahl laut: »Hebt ihn hinunter auf den Boden. Ich brauche eine härtere Unterlage.«
»Wisst Ihr, was Ihr tut?«, flüsterte Helvig.
Iliana antwortete nicht, sie lauschte nach seinen Herzschlägen. Aber da war nichts mehr zu hören. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen. Also kniete sie sich neben ihn. Sie holte tief Luft und begann, die Handflächen fest auf seinen Brustkorb zu drücken. Mit gestreckten Armen drückte sie einige Male schnell und fest zu. Dann blies sie Luft in seinen Mund, bis sich seine Brust wieder hob und senkte. »Ich werde deinem Herz jedes Mal, wenn es stehen bleibt, helfen, wieder zu schlagen. Und ich werde für dich atmen, bis das Gift aus deinem Körper ist. Deine Aufgabe ist es, währenddessen nicht zu sterben«, sagte sie.
Iliana kämpfte mit allen Mitteln. Jedes Mal, wenn Markus’ Herz stehen blieb, massierte sie es. Und sie zwang Luft in seine Lungen, wieder und wieder. Wie eine Kriegerin kämpfte sie an seiner Seite gegen das Gift. Als Markus vor Kälte zu zittern begann, sorgte sie dafür, dass er zugedeckt wurde. Als der Schweiß ihm in Strömen herunterlief, zog sie die Decken beiseite und befahl, dass man ihm Luft zufächern sollte, während Helvig Tuch um Tuch in krampflösendes Kamillenwasser tauchte und seine Lippen damit befeuchtete.
Eine Stunde verging. Die Priester murmelten etwas, doch Illiana hörte sie kaum. Sie befand sich in einer Welt, in der Schmerz und Überlebenswillen regierten. Mägde nahmen die benutzten Tücher entgegen, tauschten sie gegen frische aus, holten Wasser, kochten Lavendel, Kamillenblüten und Zitronenmelisse auf und schüttelten ihre Köpfe. Noch eine Stunde verging. Illiana hatte sich bisher nie wirklich klar gemacht, wie viel Luft ein Mensch zum Atmen brauchte und wie häufig ein Herz schlagen musste. Sie war schweißüberströmt. Ihre Arme und Hände zitterten unkontrolliert. Sie beugte sich wieder zu Markus hinunter. Hörte nicht die leise Stimme des Priesters. Weigerte sich, zuzuhören, als er den Mund öffnete, um zu sagen, dass es vorbei war, dass Markus tot und ihre Anstrengung vergebens gewesen war. Sie schluchzte, beugte sich vor und atmete erneut in seinen Mund.
»Illiana?«
Sie weigerte sich, zuzuhören. Beugte sich über Markus. Schlug ihm auf die Brust.
»Illiana!«
Nun zogen beide Priester an ihrem Arm. Pater Antonius rief Helvig herbei, und Illiana wollte sie alle anbrüllen, dass sie zur Hölle fahren sollten, dass sie Gott hasste.
»Illiana, es ist vorbei. Schau doch!«
Sie blinzelte ihre Tränen weg. Markus lag still, bleich und unbeweglich da. Sie schloss die Augen und wimmerte.
»Illiana, du musst es dir ansehen!«
Sie öffnete ihre Augen. Und da kam er. Ein tiefer Atemzug. Und dann noch einer.
»Er atmet«, flüsterte Illiana. Ihre Stimme war schwach, der Hals schmerzte von den Strapazen der letzten Stunden. Sie begann zu schlottern.
»Ja«, sagte Pater Antonius mit glänzenden Augen.
Sie strich Markus über die Stirn und schluchzte. »Du atmest. Versprich mir, dass du weiteratmen wirst!«
Markus schlug die Augen auf. Sie sahen müde, aber klar aus. Die Schmerzen waren vorüber. Sie begann, unkontrolliert zu weinen.
»Ich verspreche es«, flüsterte er. »Wenn du mich küsst und aufhörst, mich auf die Brust zu schlagen.«
Sie lachte und weinte gleichzeitig. Sanft küsste sie ihn und fühlte dann nach seinem Herz. Es schlug ruhig und regelmäßig. Seine Stirn war kühl und trocken, und seine Wangen bekamen wieder etwas Farbe. Sie setzte sich neben ihn auf den Fußboden, nahm seine Hand und wartete, während die anderen still den Raum verließen. Das sanfte Prasseln des Regens vor dem Fenster war das einzige, was zu hören war.

Das Buch bei Amazon:

Hier findet ihr die Autorin im Netz.

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»Eine unerhörte Affäre« von Simona Ahrnstedt

Titel:

»Eine unerhörte Affäre«

Autor:

Simona Ahrnstedt

Genre:

Historisch

Seitenanzahl:

449 Seiten

Erzählperspektive:

Dritte Person, Vergangenheit

Stimmung im Buch:

Lass dich nicht blenden!

Charaktere:

Gabriel de la Grip

reicher Graf

Magdalena Swärd

verarmte Adelige

Der erste Satz:

Magdalena Swärd saß im Wohnzimmer ihrer kleinen Mietwohnung und betrachtete die Wassertropfen, die von der Decke auf den Fußboden fielen.

Meine Lieblingscharaktere:

Magdalena, die ihren Weg aufrecht geht, obwohl es das Schicksal (oder sollte ich besser sagen: die Männer) alles andere als gut mit ihr meint / meinen.

Das hat mir besonders gefallen:

Wie Graf Gabriel nach und nach seinen Hochmut verliert und erkennt, dass es ihm nicht besser als allen anderen Männern geht, wenn sie der Pfeil Amors trifft 🙂

Diese Gefühle hat das Buch in mir geweckt:

Mir tat Magdalena so leid. In ihrer Zeit als alleinstehende Frau ohne familiären Schutz zu überleben, war wirklich nicht leicht. Umso mutiger sind ihre Entscheidungen, die sie im Laufe des Buches trifft.

Das kann ich zum Schreibstil sagen:

Angenehm zu lesen. Simona Ahrenstedt nimmt einen mit in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten, so dass man ganz in der Geschichte versinkt.

Meine Bewertung:

spitzzüngiges Fräulein

Graf Gabriel de la Grip ist einer der reichsten Männer Schwedens, sein skandalöser Ruf eilt ihm stets voraus. Er bereist lieber die Weltmeere oder vergnügt sich mit seiner Mätresse, als sich in adligen Kreisen zu bewegen. Als er bei einem Fest der verarmten Madgalena Swärd begegnet, ist er trotz ihres steifen Auftretens fasziniert von ihrer Scharfzüngigkeit und Intelligenz. Und obwohl Magdalena Männer wie ihn zutiefst verabscheut, bringt eine gedankenlose Wette beide dazu, einen gewagten Pakt zu schließen. Eine leidenschaftliche Affäre beginnt, die ihrer beider Herzen in Gefahr bringt.

Zitat aus dem Buch:

Gabriel lächelte in sich hinein und konnte es einfach nicht lassen weiterzumachen: »Eure Schönheit ist wahrhaft blendend«, sagte er so ernsthaft, wie er es vermochte. »Sie lässt mich verstummen«, fügte er sicherheitshalber hinzu.
Diesmal klang das Schnauben etwas lauter.
Venus war offenbar unbehaglich zumute. Gabriel konnte sie verstehen. Sogar in seinen Ohren klangen die übertriebenen Komplimente ein wenig einfältig.
»Es ist mir eine Ehre«, entgegnete Venus mit schwacher Stimme.
»Sagt Bescheid, wenn ich etwas für Euch tun kann«, sagte Gabriel.
Diesmal war ein leises Räuspern durch die Palmenblätter hindurch zu vernehmen.
Gabriel hob die Augenbraue. »Hat sich jemand verschluckt?«, fragte er und blickte vielsagend hinüber zum Blumenkübel und Piedestal. »Soll ich nach Wasser schicken lassen? Riechsalz?«
Fräulein Venus lächelte wieder, diesmal etwas weniger angestrengt. »Das ist meine Gesellschaftsdame, Fräulein Swärd«, sagte sie mit gesenkter Stimme. Sie beugte sich vor und gab Gabriel somit die Gelegenheit, ihre wohlgerundeten Brüste im rosa Ausschnitt zu betrachten. »Sie ist nicht der Typ, der in Ohnmacht fällt, glaube ich«, erklärte Venus vertraulich, aber ohne mit ihm zu flirten. Sie lehnte sich noch näher heran, und Gabriel sog den Duft ein, der ihm entgegenschlug. Die niedliche Freifrau konnte keinen Tag älter als sechzehn, siebzehn Jahre sein, und der Duft nach Maiglöckchen und Hagebutten passte zu ihr. »Ehrlich gesagt habe ich ein wenig Angst vor ihr«, flüsterte sie ihm zu.
Gabriel musste ein Lachen unterdrücken, als er bemerkte, dass die Gesellschaftsdame – Fräulein Swärd (ein passender Name für dieses wehrhafte Frauenzimmer) – rot im Gesicht geworden war. Vermutlich hatte sie den Kommentar ihres Schützlings gehört. Doch Venus hatte nicht gehässig geklungen, nur ehrlich. Gabriel gab der jungen Freifrau einen Punkt dafür, dass sie nicht zu jenen Adligen gehörte, die ihre Stellung ausnutzten und Menschen demütigten, die weniger privilegiert waren.
»Fräulein Swärd«, sagte Gabriel laut, als hätte er sie soeben erst entdeckt. Sie zuckte zusammen. Er grinste breit und verbeugte sich übertrieben – mit ausgestreckten Beinen, schwingendem Rock und allem Drum und Dran.
Im Zimmer war es mucksmäuschenstill. Alle sahen sie an. Die Damen tauschten Blicke miteinander aus, und Fräulein Swärd wand sich verlegen auf ihrem Stuhl.
»Herr Graf«, murmelte sie, ohne ihn dabei direkt anzusehen. Schade, er hätte gerne in ihre Augen geschaut. Die Röte auf Hals und Wangen nahm zu. Inzwischen war sie bis zum Haaransatz hochgewandert. Gabriel fand, dass er aufhören sollte, sie zu provozieren. Doch etwas an ihrer steifen Haltung und dem missbilligenden Blick bewirkte, dass er es einfach nicht konnte.
»Swärd«, sagte er nachdenklich. »Haben wir uns schon einmal getroffen?«
»Das halte ich für unwahrscheinlich«, antwortete sie kurz.
»Wir sind gestern angekommen«, sagte Venus loyal. »Fräulein Swärd war bei mir.« Sie biss sich auf die Lippen. »Fast die ganze Zeit«, fügte sie hinzu.
Gabriel ließ seinen Blick langsam über die Anstandsdame schweifen, bis diese gleichmäßig errötet war.
Sehr zufriedenstellend, dachte er. »Seid Ihr Euch sicher?«, fügte er dann hinzu und lächelte breit. »Irgendwie kommt Ihr mir bekannt vor.« Sein Blick streifte ihre Lippen und glitt über ihre Brüste, die sich hoben und senkten. »Vielleicht haben wir uns schon irgendwann einmal getroffen, und Ihr habt es vergessen?«
»Sei nicht albern, Gabriel, niemand vergisst dich«, erklärte Nora mit einem freudlosen Lachen von ihrem Stuhl aus.
Er ignorierte seine Schwester. »Was meint Ihr, Fräulein Swärd?«, fragte er stattdessen. Fräulein Swärds Miene verriet Gabriel, dass sie nichts lieber getan hätte, als darauf zu antworten. Doch sie wussten beide, dass das nicht möglich war. Höflichkeit, Konvention und vor allem die astronomische Entfernung zwischen ihren Gesellschaftsschichten hinderten sie daran.
Doch dann passierte etwas gänzlich Überraschendes.
Fräulein Swärd lächelte.

Das Buch bei Amazon:

Hier findet ihr die Autorin im Netz.

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»Ein ungezähmtes Mädchen« von Simona Ahrnstedt

Titel:

»Ein ungezähmtes Mädchen«

Autor:

Simona Ahrnstedt

Genre:

Historisch

Seitenanzahl:

516 Seiten

Erzählperspektive:

Dritte Person, Vergangenheit

Stimmung im Buch:

dramatisch, voller Intrigen

Charaktere:

Beatrice Löwenström

ungeliebte Waise im Hause ihres Onkels

Seth Hammerstaal

reicher Geschäftsmann

Der erste Satz:

Beatrice Löwenström stieg aus der Droschke.

Meine Lieblingscharaktere:

Beatrice, deren Liebe und Loyalität all die Katastrophen überlebt, die wie eine Schicksalswoge über sie hereinbrechen.

Das hat mir besonders gefallen:

Dass die starke Anziehungskraft zwischen den Protagonisten trotz all der Kränkungen und der gebrochenen Herzen bestehen bleibt.

Diese Gefühle hat das Buch in mir geweckt:

Ich konnte schon bald nicht mehr glauben, dass die Protagonisten jemals zueinanderfinden könnten, nachdem die Autorin das gleichermaßen klebrige wie geniale Netz des Verrats und der Intrigen erst einmal ausgespannt hat. Beatrice und Seth taten mir so unendlich leid. Ich habe ihren Herzschmerz gefühlt und die unendliche Wut auf die egoistischen und bösartigen Antagonisten, denen Beatrice hilflos ausgeliefert ist und denen es fast gelingt, ihr jede Lebensfreude zu rauben. Ihr Schicksal zum Ende des Buches erfüllt mich mit tiefer Befriedigung, ungefähr so, wie der grausame Tod der bösen Hexe im Märchen die Gerechtigkeit wieder herstellt, die zuvor mit Füßen getreten wurde.

Kritik:

Ich finde es doch sehr unrealistisch, dass sich der von allen umschwärmte Prinz ausgerechnet in eine ältere Mutter mit Kind verliebt. Das erscheint mir als Schönmalerei der Autorin, damit der Leser dem Protagonisten am Ende nicht böse ist. Nachdem die Autorin die Grausamkeit der (damaligen) Realität so ungeschönt gezeigt hat, hätte sie sich ruhig auch dazu bekennen können, dass das Glück der einen oft auf den Tränen der anderen gründet.

Das kann ich zum Schreibstil sagen:

mitreißend und emotional aufwühlend

Meine Bewertung:

Liebe überwindet alle Kränkung

Schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen ist da eine gewisse Anziehungskraft zwischen der jungen, verwaisten Beatrice Löwenström und dem reichen charismatischen Geschäftsmann Seth Hammerstaal. Doch was so hoffnungsvoll beginnt, wird von Beatrices bösartigen Vormund zunichtegemacht, denn der hat Beatrice längst dem hartherzigen Grafen Rosenschöld versprochen und dem ist jedes Mittel recht, seine Ansprüche an sie geltend zu machen und den rothaarigen Wirbelwind zu zähmen.

Zitat aus dem Buch:

Während er langsam das Zimmer durchquerte, redete er sich ein, dass er überhaupt kein Interesse daran hatte, etwas mit einer so jungen Frau anzufangen. Aber er hatte ja auch gar nicht vor, sie zu verführen, dachte er, während er sich ihr näherte. Er wollte nur ein wenig mit ihr plaudern und sehen, ob sie aus der Nähe betrachtet noch genauso schimmerte oder ob die flackernden Kerzen seinen Augen einen Streich spielten. Er stellte sich hinter sie, so nah, dass er sie riechen konnte. Er hatte einen jungen, blumigen Duft erwartet, stattdessen roch er etwas Würziges, Warmes. Sie drehte sich nicht um, doch sie spürte seine Nähe: Er sah, dass sich die feinen Flaumhärchen an ihrem Nacken aufstellten, als er sich zu ihr hinunterbeugte.
»Sie mögen Musik«, flüsterte er.
»Sehr«, antwortete sie.
Ihre zarte Haut hatte die Farbe von Sahne. Er sah die Sommersprossen, die unter ihrem schweren Haarknoten verschwanden. Wie es sich wohl anfühlen würde, sie mit der Zunge zu verfolgen, dachte er, diese kleinen rotgoldenen Flecken zu kosten … »Ihre Cousine singt wunderbar«, murmelte er ihrem Nacken zu.
Beatrice bebte, bevor sie antwortete. »Wenn sie Musik spielt oder singt, vergisst sie ihre Schüchternheit.«
»Spielen Sie auch ein Instrument?«, fragte er, immer noch im Flüsterton, um den Gesang nicht zu stören.
»Sagen wir es so: Niemand, der mich jemals gebeten hat, ihm etwas vorzuspielen, hat diesen Wunsch ein zweites Mal vorgebracht«, erwiderte sie.
Seth unterdrückte ein Lachen. »Sie sollten Ihre Fehler vor fremden Leuten besser verbergen.«
Sie wandte den Kopf ein wenig. »Sie haben vollkommen recht. Anscheinend trete ich heute dauernd ins Fettnäpfchen. Aber jetzt seien Sie still, Sie stören die Musik.«
Seth verzog den Mund. Er wusste sehr gut, dass er viel zu dicht hinter ihr stand. Anstand und guter Ton geboten, dass er ein Stück von ihr abrückte. Doch Anstand war noch nie seine starke Seite gewesen. Stattdessen rückte er noch ein Stückchen näher heran und sah, wie sie leicht zitterte. Ihr Rücken war nur noch einen Hauch von seiner Hemdbrust entfernt. Nonchalant lehnte er sich mit der Schulter an die Wand. Er konnte nicht anders, und er wusste auch nicht, ob er überhaupt anders wollte. Und nur weil es ihm so natürlich vorkam, diese duftende Frau zu berühren, ließ er langsam einen Finger über ihren Arm nach oben gleiten, an der Seite, die den Blicken der anderen Gäste entzogen war. Er streichelte sie, über das seidenumhüllte schmale Handgelenk bis hinauf zum Rand ihres Handschuhs. Sie gab einen erstickten Laut von sich, doch er konnte sich nicht bremsen. Behutsam glitt sein Finger über die nackte Haut, und auf einmal war er es, der erschauerte. Sie war so unglaublich weich, und seine eigene Reaktion überraschte ihn mehr als alles andere. Er hatte gehandelt, ohne nachzudenken, und jetzt konnte er sie nicht mehr loslassen, daher blieb er so stehen, während sie beide dem Lied lauschten.
Schließlich verklang die Musik, und Beatrices blonde Cousine nahm den verdienten Applaus entgegen. Obwohl Beatrice den Arm nicht weggezogen hatte, nahm Seth seine Hand nun fort, bevor sie doch noch irgendjemand sah. Beatrice senkte den Kopf und schwieg.
In dieser Nacht lag Beatrice noch lange wach, Sofia war schon längst eingeschlafen. Sie fragte sich, ob sie sich das alles vielleicht nur eingebildet hatte. Seth Hammerstaal war weltgewandt, erfahren und wahrscheinlich sehr vermögend. Und er sah gut aus, trotz der zynischen Fältchen um die Augen. Gegenüber Sofia hatte sie natürlich kein Wort über die Geschehnisse verloren. Sie teilten all ihre Gedanken miteinander, aber irgendetwas bewog sie, diese neuen Gefühle für sich zu behalten. Sie gestand sich ein, dass sie auch Angst hatte, sich lächerlich zu machen und zu erzählen, was sie fühlte, diesen unwahrscheinlichen Gedanken in Worte zu fassen – dass ein Mann wie dieser sich für eine Frau wie sie interessieren könnte. Doch ihr Gespräch schien ihn amüsiert zu haben. Sie blinzelte ins Dunkel. Von der Straße drangen die Geräusche der Stadt herauf, späte Kneipenbesucher auf dem Heimweg, Handwerksgesellen, die sich nach ihrer Nachtschicht heimschleppten, vereinzelte Rufe in den Gassen. Doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu der Szene im Musikzimmer. Die Liebkosung war ebenso überraschend wie unschicklich gewesen, und hinterher hatte sie sich doch erwartet, dass er noch mehr tun oder sagen würde. Doch abgesehen von einigen oberflächlichen Bemerkungen unterhielten sie sich nicht weiter, und irgendwann verabschiedete sich die Familie Löwenström und fuhr nach Hause. Ich verstehe überhaupt nichts mehr, dachte sie, während der Schlaf sich hartnäckig weigerte, zu ihr zu kommen. Sie wusste nur, dass dieser Abend irgendetwas in ihr für immer verändert hatte.

Das Buch bei Amazon:

Hier findet ihr die Autorin im Netz.

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