»Jage nicht, was du nicht töten kannst«
Silvia Maria de Jong
Love & Crime
245 Seiten
Ich-Perspektive, Gegenwart
düster und dennoch nach Leben dürstend
Liv
das Mädchen mit der Narbe
Romeo La Terra
der sterbende Unbekannte
Liv mit ihrem weichen mitfühlenden Herzen.
Romeo, mit seinem unbedingten Überlebenswillen.
Die gefühlsvolle Beschreibung der inneren Dialoge der beiden Hauptpersonen.
sehr angenehm zu lese
Taxifahrerin Liv entdeckt einen Sterbenden in einer dunklen Seitengasse und steht ihm in der Stunde seines Todes bei. Dem herbeigerufenen Notarzt gelingt es, ihn ins Leben zurückzuholen, doch er liegt wochenlang im Koma und nur Livs Stimme hält ihn davon ab, vollends zu gehen. Etwas verbindet sie mit dem Mann und so nimmt sie den völlig Geschwächten bei sich auf, nichtsahnend, welch gefährlichen Mann sie sich da in ihr Leben geholt hat.
In der Ferne erklingt das Martinshorn. Schwer zu bestimmen, wie weit sie entfernt sind. Doch mit jeder verrinnenden Sekunde spüre ich, wie das Leben aus meinem Körper entweicht. Ihrer Stimme folgend, hebe ich noch einmal die Lider. Noch einmal will ich meinem Engel in die silbrig-schimmernden Augen sehen. Liv.
In diesem Moment erhebt sich eine sanfte Windböe, die durch die Gasse streicht, ihr Haar in Bewegung bringt und einen Herzschlag lang den Blick auf ihr Gesicht freigibt. Sie ist wunderschön. Engelsgleich. Selbst die außergewöhnliche Narbe, welche ihre linke Wange zeichnet und sich vom Ohrläppchen bis zum Mundwinkel zieht, kann dem keinen Abbruch tun. Mein wunderschöner Engel, wo immer er so plötzlich hergekommen ist…
In einem stummen Aufseufzen schließe ich die Augen. Ihre leisen Worte entzünden das Feuer des Friedens in mir und tragen das Licht der Heilung mit sich. Ein Licht, das sich als kleine Flamme entzündet und beständig zu einem Strahlen ausdehnt, welches mich schließlich ganz vereinnahmt und fortträgt.
Tiefes Mitleid, sowohl mit Liv als auch mit Romeo
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
Verpasse keine neue Rezension, melde dich hier zum Newsletter “Götterfunkeln” an.
»Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten«
Silvia Maria de Jong
Love & Crime
230 Seiten
Ich-Perspektive, Gegenwart
voller Gefahr und Unausweichlichkeit
Liv
ehemaliges Opfer eines Psychopathen
Romeo
von der Mafia gejagt
Liv mit ihrem großen Herzen und ihrem unerschütterlichen Glauben an die Liebe
Das Happy End
Mitleid mit Liv und Bewunderung, weil sie so unbeirrt an ihre Liebe glaubt, obwohl Romeo seine Rache an erste Stelle seines Lebens stellt.
gut geschrieben
Unbeirrt hält Romeo an seinem Plan, das Oberhaupt der sizilianischen Mafia zu töten fest. Liv lässt er dabei in der vermeintlichen Sicherheit seines Arztes zurück. Ein Fehler, wie er bald merken muss. Notgedrungen nimmt er sie mit nach Sizilien. Die gemeinsame Flucht schmiedet sie noch enger zusammen, macht aber auch den endgültigen Abschied umso schwerer, denn Romeo wird seinen Racheakt nicht überleben!
»Und das alles nur aus Rache, Romeo. Dein Leben hast du Menschen geopfert. Nur um dich an denen zu rächen, die dir so viel Leid zugefügt haben. Glaubst du … glaubst du deine Mutter, deine Brüder hätten das so gewollt? Glaubst du, deine Großeltern haben sich ein solches Leben für dich gewünscht?«
Jedes Wort ist eine Anklage. Allein das sollte mich wütend machen, doch ich weiß, dass sie recht hat. Ich habe meiner Nonna am Sterbebett versprochen, das Bestmögliche aus mir und meinem Leben herauszuholen. Das habe ich getan, wenn vielleicht auch ganz anders, als sie es sich für mich gewünscht hat. Ich schlucke schwer und schüttele schließlich den Kopf. »Nein, Liv, natürlichdicht nicht«, antworte ich leise. Sie beugt sich tiefer herab, sodass unsere Gesichter übereinander schweben.
»Dann geh nicht. Du musst nicht gehen. Lass uns einfach hierbleiben und vergessen, was hinter uns liegt.« Ich lege meine Hand an ihren Hinterkopf und ziehe sie näher an mich heran.
»Wenn es einen Grund gäbe meine Pläne umzuwerfen, dann dich«, entgegne ich rau und verschließe ihre Lippen mit den meinen, bevor sie noch eine Silbe hervorbringen kann. Der Kuss ist sanft, tastend, vorsichtig, so als hätten wir beide Sorge, das zu zerbrechen, was zwischen uns gewachsen ist. Nur ganz allmählich wage ich es, etwas Fahrt aufzunehmen. Das Spiel meines Mundes wird fordernder, drängender. Ich drehe mich mit ihr, ohne dass sich unsere Lippen voneinander lösen, sodass ihr zarter Körper unter meinem zu liegen kommt. Erst nach einer kleinen Ewigkeit nehme ich einen tiefen Atemzug, hebe den Kopf und sehe sie an. Für mich ist sie unvergleichlich schön. Makellos. Ihre Haut schimmert golden im frühen Licht des Morgens, das langsam durch das Fenster sickert. Der silbrige Schimmer auf ihrer Iris bildet einen faszinierenden Kontrast dazu. Atemlos versinken wir in der Betrachtung des anderen, versuchen uns jedelangen Einzelheit genau einzuprägen, ein Tattoo für die Ewigkeit in den Geist tätowiert. Ihr unglaubliches Lächeln, das fast immer die Augeerneutn berührt, die Wimpern, die unter dem beschleunigten Puls leicht flattern, das duftige, dunkle Haar, welches sie wie ein Schleier umfließt. Ich möchte diesen Moment festhalten, einfrieren, denn ich weiß, dass der Augenblick des Endes naht, und dann soll es ihr Antlitz sein, das mir die letzten Atemzüge versüßt und das Sterben erleichtert. Während meine Hände zärtlich ihr Gesicht einrahmen, hebt sie die Arme und schließt sie um meinen Nacken. Als sich unsere Lippen finden, ist es wie eine Explosion, die uns in unseren Grundfesten erschüttert und fortreißt von Ort und Geschehen in eine ganz eigene geschützte Welt. Der Moment ist es, der zählt. Nur der Augenblick, mit jedem verklingenden Atemzug.
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
Verpasse keine neue Rezension, melde dich hier zum Newsletter “Götterfunkeln” an.