»Wie verführt man eine Lady?«
Olivia Drake
Historisch
378 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
gezeichnet durch den Kampf um den rechten Weg
Portia Corompton
Debütantin mit der größten Mitgift von allen
Colin
der verarmte Lord Ratcliffe
Ratcliffe, der so energisch um das kämpft was er braucht und begehrt.
Die unberechenbare Portia, die sich so ungestüm allem widersetzt, das ihr aufgezwungen werden soll.
Die Dramatik, die kurz vor dem Ende noch mal auf Höchstform aufläuft. Damit hatte mich die Autorin kalt erwischt und ich musste erst mal eine Pause machen, bevor ich den Mut hatte, weiterzulesen. Ich fürchtete Schlimmstes.
Entzücken, atemlose Spannung und Mitleid, dazu einen Hauch von Melancholie.
Sehr angenehm zu lesen, das wird gewiss nicht das letzte Buch dieser Autorin bleiben 🙂
Portia hat ihren Jugendfreund in Indien zurücklassen müssen, als ihre Familie die Beziehung der beiden entdeckte. Nun soll sie in England einen Adeligen heiraten und an Verehrern mangelt es ihr nicht. Vor allem der überaus charmante, gesellschaftlich aber geächtete und in Schulden ertrinkende Lord Ratcliffe macht ihr energisch den Hof. Sie dagegen hält weiter an ihrem Plan fest, nach der Saison nach Indien zurück zu kehren und den Sohn des Maharadschas zu heiraten.
Langsam beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. „Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie hinreißend aussehen, Portia?“
Sein Blick wanderte hinab und streichelte ihre Brüste, woraufhin Portia jedoch völlig anders reagierte als bei Wrayford. Dieses Mal fühlte es sich an, als läge sie unter der heißen Sonne, ihre Atmung wurde schwacher, sie fühlte sich beinahe wie benommen. In ihr stieg das dunkle Verlangen auf, Ratcliffe in einen Nebenraum zu ziehen – irgendwohin, wo sie allein waren –, um sich noch einmal der wilden, hemmungslosen Lust hinzugeben, die er in ihr wachrief.
Widerwillig wandte sie den Blick von ihm ab und starrte stur gerade aus, wo eine Wachtelfeder auf dem Hut einer Dame vor ihr auf und ab wippte. Entschlossen biss Portia die Zähne zusammen. „Hören Sie auf solche Dinge zu sagen. Und drängen Sie sich mir nicht ständig auf. Ich möchte Sie nicht wiedersehen.“
„Ein schwer zu erreichendes Ziel, da ich Ihnen den Hof mache.“
All ihrer Entschiedenheit zum Trotz verspürte sie doch einen Hauch Begeisterung. Sogleich unterdrückte sie die Empfindung wieder und warf Ratcliffe einen durchdringenden Blick zu. „Sie machen mir nicht den Hof. Ich verbiete es.“
Ratcliffe grinste nur unerschrocken. „Ich glaube, Sie sollten sich um Fassung bemühen, Darling. Ihre Eltern schauen zu uns.“
Augenblicklich zwang Portia sich einen Ausdruck von wohlerzogenem Desinteresse auf.
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»Traue niemals einem Earl«
Olivia Drake
Historisch
607 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
spannend wie ein Krimi
Thane
Lord of Mansfield
Lindsay Cromtpon
Tochter eines reichen Kaufmanns mit einer ehrgeizigen Mutter
Lindsay mit ihrem kämpferischem Geist, aufgrund dessen sie sich aus so manch gefährlicher Situation herauslavieren kann.
Die wunderschön beschriebene erotische Anziehung zwischen Lindsay und Lord Mensfield, sowie die überraschende Lösung des Krimirätsels.
Überraschung. Bis zuletzt glaubte ich, die Identität des Würgers von Serpentine zu kennen, doch am Schluss war es dann doch anders.
Gekonnt, es macht eine Freude die Worte und Sätze zu inhalieren 🙂
Linsays Mutter ist eisern entschlossen, dass ihre Tochter mit Lord Crowford zu verheiraten. Ein schmieriger Typ, der ihr ständig auf die Brüste starrt und sie ansonsten schrecklich langweilt. Doch Lindsays Pläne sehen anders aus. Das nutzlose Leben der Adligen reizt sie nicht, sie möchte eine Detektei gründen und Kriminalfälle lösen. Das geht nun mal nur ohne Mann, der ihr bei jedem Schritt vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen hat. Sie will den Würger von Serpentine stellen. Dabei begegnet sie dem äußerst attraktiven Lord Mensfield, der Gefühle in ihr weckt, die sie besser nicht spüren sollte, zumal er ihr Hauptverdächtiger ist.
Sie bemerkte, dass Jocelyn sie begierig anstarrte und ihre Reaktion erwartete. Die guten Manieren verlangten, dass sie das Mädchen für das Überschreiten der Grenzen des Anstands zurechtwies. Mit einstudierter Gelassenheit stellte Lindsey ihre Teetasse auf dem Tablett ab. „Seien Sie nicht albern. Das scheint mir ein ziemlich dramatischer Vorwurf an Ihren Vormund zu sein.“ Jocelyn neigte ihr Kinn. „Vielleicht haben Sie recht. Sie müssen mich für furchtbar undankbar halten, nicht wahr? So etwas Schreckliches über den Mann zu sagen, der mir ein Zuhause gegeben und mir nichts als Freundlichkeit entgegengebracht hat.“
„Ich glaube, Sie langweilen sich und brauchen dringend einen Ausflug. Sie sollten seine Lordschaft bitten, diese Situation sofort zu beheben …“
„Was zu beheben?“ Die tiefe Männerstimme ließ sie aufschrecken. Lindseys Herz machte einen wilden Sprung. Sie warf einen Blick über ihre Schulter und sah die bedrohliche Gestalt von Lord Mansfield in der Tür stehen. Er trug einen maßgeschneiderten schwarzen Mantel und eine dunkle Reithose mit schwarzen Reitstiefeln und war stattlich gekleidet. Das reine Weiß seiner Krawatte hob sich von der rauen Haut ab, die von den Jahren in der Sonne gebräunt war. Trotz seines feinen Gewandes strahlte er eine Aura von Härte aus, vielleicht wegen der Breite seiner Schultern oder der harten Konturen seines vernarbten Gesichts. Er lächelte nicht. Vielmehr sah er so aus, als würde er sie erwürgen wollen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Die Feindseligkeit, die von ihm ausging, war in der Luft spürbar. War er einer dieser hochmütigen Aristokraten, die eine Bürgerliche für ungeeignet hielten, mit seinem Mündel Umgang zu pflegen? Er schlenderte ins Wohnzimmer, seine kräftige Gestalt ließ die Wände schrumpfen. „Das ist eine ziemliche Überraschung, Miss Crompton. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie mit meinem Mündel bekannt sind.“ Ihr Mund fühlte sich zu trocken an, um Worte zu bilden. Was hatte er hier zu suchen? Und wie viel hatte er gehört? Um Zeit zu gewinnen, schleuderte Lindsey ihm eine Frage entgegen: „Spazieren Sie immer unangemeldet herein und belauschen private Unterhaltungen?“
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»Wie heiratet man eine Erbin?«
Olivia Drake
Historisch
406 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
auf der Suche nach dem richtigen Weg
Blythe Crompton
jüngste und ehrgeizigste der Schwestern
James
falscher Diener im Hause Crompton
James, der Gerechtigkeit schaffen will und dabei immer wieder sein Gewissen befragt.
Die Szenen, in denen James den Prinz spielt.
Ich war natürlich von Anfang an für James und freute mich über jede Avance, die er der unentschlossenen Blythe machte.
gekonnt geschrieben
Blythe ist wild entschlossen, den verwitweten Duke of Savoy zu heiraten, um den gesellschaftlichen Stand ihrer Familie zu festigen. Leider ist dessen Tochter entschieden dagegen, dass ihr Vater so weit unter Stand heiratet und legt ihr jeden erdenklichen Stein in den Weg. Dazu gibt es da noch den attraktiven Diener James, der ganz andere Gefühle in ihr weckt. Bald muss sie sich entscheiden, was im Leben wirklich zählt.
Als Blythe sich umdrehte, um einen Diener zu suchen, erschien ein Diener in blauer Livree direkt neben ihr, als hätte er in Hörweite auf ihre Aufforderung gewartet. Vor Überraschung wich sie einen halben Schritt zurück.
Er war groß – so groß, dass ihr Blick auf Augenhöhe mit seinen breiten Schultern war und sie den Kopf zurücklegen musste, um sein Gesicht zu sehen. Unter der üblichen weiß gepuderten Perücke hatte er auffallend gut aussehende Züge und eine bräunliche Haut, als hätte er viel Zeit in der Sonne verbracht.
Er gehörte nicht zum Stammpersonal. Vielleicht hatte Mama zusätzliche Diener angeheuert, um bei der Feier auszuhelfen.
Er hielt ein Tablett mit Kristallgläsern vor sich, gefüllt mit goldenem Champagner. „Meine Damen“, murmelte er und reichte ihnen das Tablett.
Dabei drehte er seinen Kopf und sah Blythe direkt an. Seine dunklen, durchdringenden Augen lösten ein unwillkürliches Ziehen in den Tiefen ihres Körpers aus. Die Reaktion verunsicherte sie ebenso wie die Neuartigkeit dessen, dass ein Diener sie so dreist anstarrte wie ein Gentleman von höchstem Rang. Der Mann verdiente eine Verwarnung, weil er seine Grenzen überschritten hatte. Dennoch fühlte sie sich auf geheimnisvolle Weise von diesem scharfen Blick verzaubert.
Lady Davinas Stimme brach den Bann. „Wir haben genug Champagner getrunken“, sagte sie und winkte den Diener weg.
Lady Anne hatte nach einem Glas gegriffen, aber sie zog ihre Hand heimlich zurück. „Ja, natürlich haben wir das.“
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»Verliebt in einen Duke 1 – Die Rückkehr des Duke«
Olivia Drake
Historisch
385 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
auf der Suche nach der Wahrheit
Abby Linton
Gouverante
Maxwell Bryce
der Duke of Rothwell
Abby mit ihrer aufrichtigen Art und dem Mut, Dinge anzusprechen, die sie bewegen oder stören.
Dass die Problematik der Liebenden dann doch wo anders lag, als ich nach dem Klappentext annahm.
Neugier ob und wie die Protas am Ende doch noch zusammen kommen.
Es gab einige Gedankengänge, die sich mehrfach wiederholten, was mich etwas störte.
Ich fand, dass der Klappentext zu viel verrät. Als Leser erwartet man, dass die beiden nur herausfinden müssen, dass die Briefe damals abgefangen wurden, und schon ist das letzte Hindernis beseitigt. Darauf hin erwartet man nicht mehr viel von dem Buch.
Nach dem Tod ihrer Eltern will Abby nicht länger die Aushilfe für ihre verheirateten Geschwister und deren Kinder spielen. Sie bewirbt sich auf die Stelle einer Gouvernante im Nachbargut. Dabei begegnet sie ihrer alten Jugendliebe, dem Duke of Rothwell, der sie damals so schmählich zurückgelassen hat. Dennoch ruft der verrufene Lebemann erneut Gefühle in ihr wach, , die ihr keineswegs willkommen sind.
Zu ihrem Ärger musste sie sich eingestehen, dass sie ihn gerne berührt hätte, um herauszufinden, worin sich der Junge, den sie gekannt hatte, von dem Mann unterschied, der er geworden war.
Sie presste ihre Fingerspitzen in die Handflächen. Das war ja kompletter Wahnsinn. Schließlich war er nicht nur ihr Dienstherr, sondern auch noch ein notorischer Frauenheld.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, verzog sich sein Mund zu einem verführerisch schiefen Lächeln. „Und da habe ich die ganze Zeit gedacht, du wärst böse auf mich, weil ich dich zu etwas Unschicklichem verleiten wollte. Aber darum ging es gar nicht, oder?“, sagte er nachdenklich.
„Das ist doch jetzt egal. Am besten, wir vergessen die ganze Angelegenheit. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Durchlaucht, die Pflicht ruft.“
Als Abby sich zum Gehen wandte, hielt Rothwell sie am Handgelenk fest. „Einen Augenblick“, sagte er in herrischem Ton. „Wir sind noch nicht fertig.“
Obwohl ihr Herz wie rasend schlug, versuchte sie, ihre Stimme normal klingen zu lassen. „Da bin ich, mit Verlaub, anderer Meinung. Wir wissen offensichtlich beide nicht, was mit diesen Briefen passiert ist. Und nach all der Zeit wird es sich wohl kaum noch herausfinden lassen. Also gibt es dazu nichts mehr zu sagen.“
„Ganz im Gegenteil. Ich habe gerade zugegeben, dass ich damals mehrfach vor dir zu Kreuze gekrochen bin. Aber du hast mir noch nicht verraten, was in deinen Briefen stand.“
Er hielt ihre Hände fest und strich beiläufig mit dem Daumen über ihr Handgelenk, bis ihr ganzer Arm kribbelte. „Das war bestimmt nur albernes Jungmädchengeschreibsel“, antwortete sie. „Sie können doch nicht erwarten, dass ich jetzt noch weiß, was ich vor einer Ewigkeit geschrieben habe. Und nun lassen Sie mich gefälligst los, Mylord.“
Sie errötete und wurde ganz nervös, als er nicht aufhörte, ganz zart ihr Handgelenk zu streicheln. „Ich möchte wissen, ob du auch etwas über unser gemeinsames Vergnügen geschrieben hast. Weißt du noch, Abby? Ich erinnere mich noch genau, denn du warst das erste Mädchen, das ich jemals geküsst habe. Wir lagen eng umschlungen im Gras und ich schob meine Hand unter deine Röcke, ließ sie dein Bein hinaufwandern und streichelte deine “
„Halt! Nur ein Schuft würde diese Dummheit erwähnen!“
Sie riss sich los, trat ein paar Schritte zurück und presste die Hände auf ihre heißen Wangen. Wie gut erinnerte sie sich noch an seine berauschend heißen Küsse, den Druck seines Körpers auf dem ihren und eine Berührung, so unvorstellbar ruchlos, dass sie ihn vor Schreck von sich gestoßen hatte.
Er setzte sich wieder auf die Schreibtischkante und stützte sich mit den Händen ab. „Wahrscheinlich hattest du recht, mir böse zu sein“, sagte er ziemlich kleinlaut. „Ich war ein lüsterner Jüngling, der sich nicht unter Kontrolle hatte. Nach unserem Streit dachte ich, du wärst zu Recht wütend auf mich. Daher überraschte es mich nicht, dass ich keinen Brief von dir erhielt.“
Sein Eingeständnis ließ Abbys Zorn in sich zusammenfallen. Konnte es sein, dass er auch unter ihrer Trennung gelitten hatte?
Als könne sie den Schmerz der Vergangenheit lindern, machte Abby einen Schritt auf ihn zu und sagte: „Oh, Max, ich habe dich nie gehasst. Damals habe ich dir geschrieben, dass ich verständnisvoller hätte sein müssen. Du warst verzweifelt und brauchtest Trost. Immerhin war an dem Tag deine Mutter beerdigt worden. Und du hattest mir gerade mitgeteilt, dass dein Vater mit dir und deiner kleinen Schwester nach London ziehen wollte.
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»Verliebt in einen Duke 1 – Verführt von einem Duke«
Olivia Drake
Historisch
764 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
gefangen in anerzogenen Überzeugungen
Hadrian
Duke of Clayton
Natalie Fanshawe
Amerikanerin, Tochter eines Senators
Beide Protagonisten gleichermaßen. Hadrian, mit seinem aufrechten Charakter und Natalie mit ihrer festen Überzeugung, dass Menschen nicht in Klassen eingeteilt werden sollten.
Dass die körperliche Anziehung beide Protagonisten zwang, ihre anerzogenen Überzeugungen zu hinterfragen und ihre Grenzen immer weiter zu stecken, bis sie überhaupt erst einmal in der Lage waren, sich wirklich zu begegnen.
Freude über die charakterliche Entwicklung der beiden Hauptpersonen.
Es war ein Vergnügen, das Buch zu lesen. Oliva Drake verfügt einfach über einen sehr geschliffenen Schreibstil.
Ein logischer Fehler ist in dem Buch. Als Natalie das Schlafzimmer des Dukes in Claytonhouse entdeckt, ist sie überrascht. Ein paar Sätze später wird erwähnt, dass er ihr darin schon mal »Freude« bereitet hat. Das war jedoch wo anders gewesen!
Aufgrund ihres Versprechens reist Natalie aus Amerika nach England, um Leo, den Sohn ihrer verstorbenen Freundin zu seinem Großvater zu bringen. Ihr wird jedoch unterstellt, eine Hochstaplerin zu sein, die ihren eigenen Sohn in die Aristokratie einschleusen will. Der Einzige, der ihr glaubt, ist der Duke von Clayton. Und ausgerechnet er weckt auch Gefühle in ihr, die sie niemals für einen arroganten englischen Adligen empfinden wollte. Wie wird Leos Zukunft aussehen?
Es klopfte an die Tür. Hadrian blickte kurz auf und richtete seinen Blick dann wieder auf den kleinen Übeltäter unter dem Tisch. Der Junge schaute ihn mit großen Augen an, und sein ganzer kleiner Körper zitterte vor Aufregung. Er machte sich noch kleiner und bat: „Bitte, Sie dürfen mich nicht verraten! Es ist nur für eine Minute. Und jetzt psst!“ Mit diesen Worten zog der Junge das Tischtuch wieder herunter. Hadrian war versucht, ihn beim Ohr zu packen und zur Tür hinauszubefördern. Doch es war zu spät, die Tür ging auf, und eine Frau trat ins Zimmer.
Bei ihrem Anblick stockte ihm der Atem, und die Welt schien zu versinken.
Das Wort hübsch traf es nicht annähernd. Sie war etwa Mitte zwanzig, hatte einen offenen Blick und eine ganz besondere Ausstrahlung, die sie von allen Damen, die er kannte, unterschied. Sie war groß und gertenschlank und trug den Kopf so hoch, als wäre sie stolz auf ihre hochgewachsene Erscheinung. Im Schein des Kaminfeuers sah er, dass sich einige pechschwarze Strähnen aus ihrem Haarknoten gelöst hatten und das Gesicht mit dem kecken Näschen und den rosigen Lippen umspielten. Ihr Teint besaß einen gesunden Schimmer, als hätte sie sich oft ohne Sonnenschirm an der frischen Luft aufgehalten. Gemessen an der Londoner Mode hätte sich ihr langärmeliges zimtbraunes Kleid mit dem schlichten runden Ausschnitt armselig ausgenommen, doch es unterstrich ihre weiblichen Kurven auf eine natürliche Art und Weise.
Hadrian überlegte, was an ihr ihn so in den Bann schlug. Er hatte im Laufe der Zeit viele schöne Frauen gesehen, doch ihr Anblick hatte ihn niemals derart im Innersten berührt. Vielleicht lag es an ihren Augen. Sie waren von einem dunklen, leuchtenden Grün und funkelten wie Smaragde in der Sonne, wenn sie lächelte.
So wie jetzt. „Verzeihen Sie mein Eindringen, Sir, aber ich suche nach einem kleinen Jungen.“
Ihre melodiöse Stimme besaß einen leicht fremdartigen Akzent, den er nicht sofort einordnen konnte. Es war weder Walisisch oder Irisch, noch Schottisch, und auch nicht der Tonfall Cornwalls. Er war so geheimnisvoll und bezaubernd wie die Frau selbst.
Als sie ihn fragend ansah, bemerkte Hadrian, dass er noch immer dasaß und sie wie ein Tölpel anglotzte. Sofort sprang er auf. Falls der schmuddelige kleine Kerl zu ihr gehörte, war sie bestimmt keine Angehörige der High Society. Dennoch fühlte er sich einer Dame gegenüber zu Höflichkeit verpflichtet.
Er verbeugte sich. „Ma’am.“
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