»Das Auge des Nachtfalters«
Lena Klassen
Geheimnisse
215 Seiten
Ich-Perspektive, Vergangenheit
geheimnisvoll, bedrohlich
Alicia
Nichte eines steinreichen Erbonkels
Vincent
der Onkel, Millionär
Rico
der geheimnisvolle Junge
Alicia, die so voller Mitgefühl ist und ihren Sinn für Gerechtigkeit nie verloren hat.
Die Spannung und das Mysteriöse, das die Geschichte umgibt.
Verwirrung, Rätseln und endlich die Erkenntnis, die bald in mörderisches Entsetzen abrutschte.
Der Schreibstil besticht durch seine schöne Sprache, die Bilder, die er hervorruft und den versteckten Humor der Erzählerstimme. Einfach ein Buch, das man immer wieder gerne liest, allein schon deshalb, weil die Sprache so schön ist.
… sagt der Junge am Pool und seine schwarzen Augen verzaubern sie. Zugegeben, er ist seltsam und er weicht allen Fragen über seine Person aus. Als Nichte ihres millionenschweren Erbonkels wurde Alicia zeit ihres Lebens mit der Angst vor einer Entführung geknebelt, bei Rico dagegen fühlt sie sich frei. Zumindest bis sie die Wahrheit über ihn entdeckt. Nun sollte sie schreiend davon laufen, doch er hat sich längst einen Platz in ihrem Herzen erobert.
Mit den verwitterten roten Mauern und den grellen Graffiti-Schnörkeln wirkte das kleine Bahnhofsgebäude genauso verloren und vergessen wie ich. Es herrschte beinahe Friedhofsruhe. Die breite Glastür schnappte jedes Mal mit einem hörbaren Klacken zu, sobald jemand hindurchgegangen war. Ein Zug brauste ohne anzuhalten vorüber. Zwei alte Damen erkundigten sich in ungenierter Lautstärke gegenseitig nach ihren Gebrechen. Ansonsten: Stille.Ich war im Nirgendwo angekommen. Seit einer halben Stunde stand ich mir nun schon die Beine in den Bauch, und Onkel Vincent war immer noch nicht aufgetaucht. Mittlerweile hatte ich die elf Tauben, die zwischen drei Laternenpfählen und einer Regenrinne hin und her flogen, mit Namen versehen. Ich hatte mein Skizzenbuch um zwei Taubenkarikaturen bereichert, denen ich die Namen „Hilde“ und „Macho“ verpasste. Keine Ahnung, wie oft ich den Block schon in meiner Umhängetasche versenkt und wieder rausgeholt hatte. Es war mir gelungen, die Gänseblümchen zwischen den Pflastersteinen nicht mit den Rädern meines Koffers plattzufahren, indem ich einen gekonnten Slalom hinlegte. Und ich hatte einen Mordshunger!
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
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»Herzflucht«
Lena Klassen
Gestaltwandler
319 Seiten
Ich-Perspektive, Vergangenheit
spannend
Tereza
verfluchte 19-jährige
Alexej
Bruder von Tereza
Sam
umwerfend schöner Student
Ryan
Bad Boy
Ryan, der Tereza beschützen will.
Die ausgefallene Dreiecksbeziehung, der zwiegespaltene Charakter von Alexej und überhaupt das Außergewöhnliche des Buches.
Ich war die ganze Zeit am: »Oh, nein, oh nein!« rufen. Die Protagonisten geraten immer tiefer in den Schlamassel und man denkt nur noch: »Oh weh, da kommen sie nie wieder raus.«
Geprägt von dem wiederholenden Gedankengängen der beiden Ich-Erzähler.
Über Tereza und Alexej schwebt ein Fluch, der sie jeden Vollmond in die Gestalt eines Rehes zwingt. Ein Geheimnis, das sie niemals verraten dürfen, denn die Jäger sind ihnen auf der Spur. Doch dann fordert ihre schwerkranke Erbtante ein Kind von Tereza, auf dass die Linie der Rehe nicht ausstirbt. Tereza wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, aber dann treten gleich zwei Männer in ihr Leben, die sie unwiderstehlich anziehend findet: der Bad Boy Ryan und der wunderschöne aber schüchterne Sam.
Doch Ryan reagierte auf die unerhörtesten Fragen mit lässigem Gleichmut. Nur hin und wieder blitzte sein Lächeln auf und ich erkannte, dass er sich nicht etwa ärgerte, sondern sich im Gegenteil königlich amüsierte.
Was er denn arbeite.
Was denn sein Vater von Beruf sei.
Ob er Geschwister habe?
Seine Gesundheit interessierte Apolena auch brennend.
Während er so erstaunliche Dinge antwortete, wie »Ich bin Bankkaufmann« und »In meiner Familie haben alle mit Geld zu tun«, malte er mit dem Daumen Kreise und Muster auf meinen Oberschenkel. Ich war mir ziemlich sicher, dass er log wie gedruckt. Am Schalter einer Bank, in Anzug und Krawatte? Ryan? Niemals.
Auch Tante Apolena war skeptisch. »Dürfen Sie da denn so rumlaufen?«
»Ich kann sehr vertrauenswürdig wirken«, behauptete Ryan mit einem höhnischen Lächeln, und ich dachte, jetzt hätte sie genug, aber sie machte unverdrossen weiter.
Vielleicht fühlte sie ja ihr Ende nahen und wollte vorher noch so viele Informationen wie möglich sammeln.
Nach seinen Rauch- und Trinkgewohnheiten befragt, sagte er: »Alles.«
»Wie, alles?«, hakte Tante Apolena nach.
»Tabak, Alkohol, Drogen. Von allem ein bisschen. Und Tabletten, nicht zu vergessen. Man darf es nur nicht übertreiben. Es kommt bei allem auf das rechte Maß an.«
»Sie belieben zu scherzen«, meinte meine Tante.
»Natürlich scherzt er«, warf Alexej ein, der mir seit einer Weile ständig zuzwinkerte und seltsame Kopfbewegungen machte. »Und es ist übrigens schon fast halb vier.«
Ich versuchte mir einen Reim aus seinen Zuckungen zu machen, aber ich kam nicht darauf, was er meinte. Immer noch brannte mir der Kuss auf den Lippen, wie ein dunkles Nachbild mit flammenden Rändern. Ryans Hand wanderte, streifte meine Finger, malte dann weitere Kreise, zeichnete Buchstaben. Er antwortete ohne zu zögern auf die merkwürdigsten Fragen mit den dreistesten Lügen, doch dabei war er völlig auf mich konzentriert.
Ich hole dich ab, schrieb sein Daumen. Acht Uhr abends.
»Eine Pause«, stöhnte Alexej plötzlich. »Die brauche ich jetzt wirklich. Gehen wir ein bisschen raus, frische Luft schnappen?«
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