»Mel – Wächterin der Dämonen«
Laura Cardea
Geister & Dämonen
344 Seiten
Ich-Perspektive, Vergangenheit
düster
Mel
die jüngste Drillingsschwester und schwarzes Schaf der Familie
Juri
ein Geist
Mel in ihrem Pflichtbewusstsein und ihrer Aufrichtigkeit.
Juri, der so ein faszinierender und undurchsichtiger Charakter ist.
Die Charaktere. Neben Mel treffen wir noch auf ihre verschrobene, bärbeißige Großmutter, ihre hochnotpeinliche Mutter und ihre menschenfeindliche Freundin Viper. Alle drei Originale, die im Gedächtnis bleiben 🙂
Mitleid mit Mel und Rätseln um die Geschichte und die Motive von Juri
Laura Cardea schreibt locker und leicht, auch wenn die Thematik mitunter düster ist.
Als schwarzes Schaf ihrer Familie isoliert sich Mel gerne von ihren Schwestern und ihrer unmöglichen Mutter. Doch dann erbt sie das Murkwood-Anwesen und mit ihm die Aufgabe, Geister und Dämonen in Schach zu halten. Keine sonderlich spaßbesetzte Tätigkeit, wäre da nicht Juri, der immer zur unpassenden Zeit erscheint und sie mit seinen Kommentaren ärgert.
Ich kämpfe mich durch den überwachsenen Weg zu ihrer Haustür und nutze den Türklopfer. Sie hasst Klingeln. Keinen Atemzug später starrt mich ihr hageres Gesicht durch den Türspalt an, als hätte sie auf mich gewartet.
»Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man nicht unangekündigt vor der Tür anderer Leute auftaucht?« Sie öffnet die Sicherheitskette und lässt mich herein.
»Meine Mutter hat mir beigebracht andere zu grüßen«, murmle ich. Ich weiß, dass sie mich mit ihren viel zu guten Ohren hört, aber ich kann mir den Kommentar nicht verkneifen.
»Tritt nicht auf das Salz!«, keift sie, während sie in Richtung Salon stöckelt. Ich schaue nach unten, wo ich mit meinen Stiefeln direkt auf der Salzspur stehe, welche sie in einem Halbkreis um die Tür gestreut hat. Hastig hocke ich mich hin und schaufele die Lücke im Salz wieder zu. Also besteht Muriel immer noch darauf, ihre Villa vor Dämonen zu schützen. Mit Salz. Einem Würzmittel.
Ich folge ihr seufzend in den Salon. Das wird nicht einfach.
Wenn Muriel einen Einrichtungsstil im Sinn hatte, der Vampirversteck schreit und bei dem sich die Fußnägel kräuseln, war sie erfolgreich. Ich habe nichts gegen düster, ganz im Gegenteil, aber Muriel übertreibt es. An blutroten Damasttapeten hängen Gemälde von blassen Aristokraten, bei denen ich mir sicher bin, dass sie keine Vorfahren von uns sind. Auf dem schwarzen Marmorkamin mit den verschlungenen Verzierungen sammelt Muriel Tierschädel, Federn, getrocknete Rosen in Glasglocken und dicke Bücher mit Ledereinbänden. Ich nehme auf der Chaiselongue gegenüber meiner Großmutter Platz, die mit ihrem schwarzen Spitzenkleid und dem ebenfalls schwarzen Schlapphut im dunklen Ohrensessel versinkt. Ihre spindeldürre Hand umklammert die Armlehnen. »Ich habe nicht viel Zeit für deine unbedeutenden Fragen, Kind«, beginnt sie ohne Umschweife.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Wieso? Planst du ein Bankett für deine zahlreichen Freunde?«
Einen Moment lang starrt sie mich aus ihren milchig-blauen Augen an, ohne eine Regung zu zeigen. Sie hasst meinen Sarkasmus. Wenn ich es mir recht überlege, hasst sie eine ganze Menge an mir. Aber das nehme ich mir nicht zu Herzen, da sie so ungefähr alles und jeden hasst.
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
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