»Flying Moon«
Katrin Bondgard
Liebe
253 Seiten
Ich-Perspektive, Vergangenheit
auf der Suche nach der Wahrheit
Moon
Tochter eines Filmproduzenten
Lasse
eine Größe im Filmgeschäft
Moon, die so ungekünstelt ist.
Eine emotionale Berg- und Talfahrt. An einigen Stellen setzte mein Herz für einen Augenblick aus. Immer dann, wenn eine völlig überraschende Offenbarung kam. In diesen Momenten fühlte ich mich völlig eins mit Moon.
Ich liebe Fantasy, weil ich da neue unbekannte Welten entdecken kann, dieses Buch spielt in der Realität und führt trotzdem in eine völlig neue Welt ein. Mit Filmproduktion habe ich bisher nie etwas zu tun gehabt und so saugte ich die Beschreibung der Dreharbeiten nur so in mich hinein. Normalerweise macht man sich keine Gedanken darüber, wie viele Personen bei einem Flim beteiligt sind und wie viel Arbeit hinter einer einzelnen Szene steckt. Natürlich sieht man die vielen Namen der Beteiligten beim Abspann, aber das ist nicht so unmittelbar erlebbar wie in diesem Buch. Mit viel Spannung verfolgte ich die Beschreibung der Produktion.
Das Buch hat mich derart gefesselt, dass ich eine ganze Nacht durchgelesen habe. Der Schreibstil ist denkbar trocken und unblumig, wie ein grob gepixeltes Bild, das sich auf das Wesentliche beschränkt und den Rest der Phantasie seines Betrachters überlässt. Vielleicht gelingt es der Autorin gerade, dadurch Bilder in meinem Kopf hervorzurufen? Normalerweise bevorzuge ich einen Schreibstil, der tiefer geht, aber hier hat es mich erst zum Ende hin gestört. Die Sprache ist eben so schlicht und geradlinig, wie Moons Charakter, wenn sie nicht gerade durch Scham gehemmt wird und lügt.
Moon langweilt sich auf der Filmparty ihres Vaters, bis sie einen Jungen in ihrem Alter entdeckt. Sie spricht ihn an und beide spüren sofort eine unerklärliche Verbundenheit. Sie verbringen eine kurze Zeit miteinander, die Moon nie wieder vergisst.
Ein Jahr später begegnet sie ihm wieder, nachdem sie bei einem Kasting als Hauptdarstellerin für einen Low-Budget Film ausgewählt wurde. Aber erinnert er sich überhaupt noch an sie?
»Soweit ich weiß, ist das Betreten der hauseigenen Schwimmanlage für Gäste strengstens verboten.«
Ich drehte mich um. Da stand der Junge und lächelte mich an, als würden wir uns schon hundert Jahre kennen.
»Ach ja? Ich habe gehört, wenn man einen guten Grund dafür hat, kann man alles machen.«
Er grinste. »Einverstanden. Mir ist heiß. Wie ist es mit dir?«
»Ja. Trifft es ziemlich genau.«
»Also? Wollen wir eine Runde schwimmen?«
Am Pool stand ein Liegestuhl. Er zog seine Anzugjacke aus, legte sie dort ab und lächelte charmant.
»Was ist?«
»Du zuerst.«
»Oh, nein. Ladys first. Nach dir.«
Ich war mir nicht sicher, ob er das ernst meinte. Es war eher ein Spiel. Und es gefiel mir. Ich setzte mich auf den Beckenrand und ließ meine Beine ins Wasser hängen.
»Ich bin drin.«
»Tatsächlich?«
Sein Grinsen wurde breiter. Er kam langsam näher, zog sein T-Shirt aus und kickte seine Turnschuhe von den Füßen.
»Was ist?«
Und dann, ohne genauer darüber nachzudenken, stieß ich mich vom Rand ab und tauchte in den Pool. Das war verrückt, aber ich wollte einfach schneller sein. Das Wasser war warm und seidig, aber was, verdammt, hatte ich mir dabei gedacht?
»Also, ich bin drin«, sagte ich betont entspannt und paddelte dabei möglichst nah am Beckenrand, in der Hoffnung, dass mich so keiner sah. Er hockte am Rand und lächelte.
»Wow.«
Ich hatte ihn überrascht. Und mich selbst eigentlich auch.
»Ist wirklich ganz wunderbar hier.«
»Nicht zu nass?«
»Nein, überhaupt nicht.«
»Okay, ich komme.«
Er stand auf, um seine Hose auszuziehen, aber ich war schneller, packte seine Fesseln und zog ihn Richtung Pool. Er schwankte, stieß sich ab und köpfte im letzten Moment ins Wasser. Wieso sollten seine Sachen trocken bleiben? Es war nur fair. Er tauchte neben mir auf, schüttelte seine Haare.
»Okay, das war ein Anzug von Boss, und er war geliehen!«
»Tja, das ist ein Kleid meiner Mutter und es ist auch geliehen.«
Er schwamm näher und blinzelte ungläubig, als könne er nicht glauben, was er sah.
»Und was jetzt?«
Er kam mir so nah, dass ich für einen Moment dachte, er würde mich küssen, aber er sah mich nur fragend an.
»Kenne ich dich eigentlich?«
»Eher nicht.«
»Wer bist du?«
»Niemand.«
Zumindest wollte ich mit niemandem auf dieser Party in Verbindung gebracht werden. Schon gar nicht mit meinem Vater, dessen Name gerade in der Branche bekannt wurde. Vielleicht fing der nette Junge dann an, mir von seinem Drehbuch zu erzählen, und hoffte, dass ich es meinem Vater zeigte. Dinge, von denen Nora ständig erzählte. Besser nicht.
»Und du?«
Er lächelte. »Irgendwer.«
Zum Schluss hin verlor das Buch für mich an Attraktivität. Die Handlung wurde nur noch angedeutet, hier fehlte mir der Tiefgang und das Ende kam mir zu schnell. Die Zeit vor der Endszene wird im Schnelldurchlauf durchgespielt. Das offen gestaltete Ende soll wohl auf den Folgeband überleiten, aber mich ließ es eher unbefriedigt zurück.
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
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