»Grim«
Jenny Foster
Götter
200 Seiten
Ich-Perspektive, Gegenwart
geheimnisvoll, finster
Grim
der Tod
Mila
junge Frau
Grim, der sein eigenes Wohl nicht über das der anderen stellt.
Grims Edelmut und seine Gedanken
Zum Ende hin war es doch sehr traurig.
Obwohl ich sprachlich nichts auszusetzen habe, wurden meine Gefühle nicht in dem Ausmaß angesprochen, wie es die interessante Thematik hätte vermuten lassen. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht so in Milas Gefühle eintauchen konnte, weil der Leser zu ihrer Sicht auch die von Grimm geboten bekommt, und deshalb mehr weiß als die Protagonistin und ihre Angst nicht teilt.
Was machst du, wenn der Tod kommt, um dich zu holen, obwohl du ganz offensichtlich nicht die Person bist, die er sucht? Ein fruchteinflößender Mann wie Grimm lässt da erst gar nicht mit sich reden, schließlich hat er sich noch nie getäuscht. Wie soll Mila auch das Herz eines Mannes erweichen, der sich selbst schon lange keine Gefühle mehr zusteht?
Der Mann, der den Motor jetzt abstellt und keine Anstalten macht, sich von seiner Maschine zu erheben, ist selbst im Sitzen von beeindruckender Größe. Er misst mindestens 1,90 m, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Sein langes schwarzes Haar hat er nach hinten gebunden und ich frage mich für einen Augenblick, wie er wohl aussieht, wenn es ihm auf die Schultern fällt. Ein schwarzer Mantel bauscht sich um seine breitschultrige Gestalt wie ein Cape. Ich blinzele mehrmals, denn das, was ich zu sehen glaube, ist physikalisch nicht möglich. Erstens ist sein Motorrad nicht mehr in Bewegung. Zweitens weht nicht einmal das kleinste Lüftchen – und selbst die Sonne beugt sich seiner Präsenz und wird mit jedem meiner qualvollen Atemzüge schwächer. Drittens sitzt er selbst so still wie eine Statue auf dem Motorrad, das auf beunruhigende Weise eins mit ihm zu sein scheint. Ich mache keinen Unterschied aus zwischen Mensch und Maschine.
Und viertens … mir bleibt endgültig die Luft weg, als er im Zeitlupentempo den Kopf wendet und mich ansieht. In meinem Inneren breitet sich ein Zittern aus, das es nicht bis an die Oberfläche schafft, sondern sich unter meiner Haut ausbreitet wie ein unsichtbares Erdbeben. Seine Augen halten mich fest, effektiver als jede menschliche Fessel. Selbst über die Distanz hinweg erkenne ich, dass die Iris von einem Blau ist, das jedes von Menschen genormte Farbspektrum sprengt. Das Einzige, was die Farbe mit dem Wort »Gletscherblau« gemein hat ist die Kälte, die sie verbreitet.
Ein Tropfen Schweiß rinnt quälend langsam meine Schläfe herunter
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