Diese Hexe muss etwas so Schockierendes sehen, dass sie ihren Angriff beendet und zuhört, weil sie mehr erfahren will.
Also lasse ich meine kläglichen magischen Barrieren fallen und verwandle mich in meine Wolfsgestalt.
Die Hexe tief in mir macht der Wölfin Gott sei Dank Platz, doch die Magie huscht weiter über meine Haut. Sobald mein Fell gewachsen ist und ich auf vier Beinen der Gefahr entgegenblicke, kräuselt sich immer noch Schwärze durch mein Fell.
Es wird totenstill im Tal.
Ich gehe an Ridge und Dare vorbei, lasse meinen Rucksack fallen und stelle mich in die Mitte, damit ich mich umschauen und hoffentlich die Hexe entdecken kann. Ihre Verteidigung ist so sicher, dass ich nicht einmal mehr die Magie spüren kann, die sie verbirgt.
Ängstlich und aufgeregt stelle ich fest, dass sie vermutlich ziemlich klug ist. Dass sie genau weiß, was sie tut. Und dass sie es auch mir beibringen kann.
Plötzlich schimmert Energie über dem Tal direkt vor mir. Schwarzer Rauch wirbelt aus der Luft, als würde er von der Brise weggeblasen, und löst sich in nichts auf.
Wie ein Trugbild entsteht im Raum zwischen zwei Klippen eine kleine Hütte. Eine Rauchwolke steigt aus einem Steinkamin auf und ein Stapel Holzscheite ist zu einer perfekten Pyramide an einer Wand aufgebaut. Eine Axt steckt in einem Baumstumpf neben einem alten Brunnen.
Während die Magie nachlässt, erscheint einige Meter von der rustikalen Hütte entfernt eine Frau. Schwarzer Rauch quillt immer noch aus ihren Fingerspitzen, aber ihre Hände sind gesenkt und nicht mehr bedrohlich erhoben.
Sie ist älter als ich. Ende dreißig oder Anfang vierzig. Sie ist groß, spindeldürr und hat blassrote Haare und leuchtend grüne Augen. Ihr Gesicht ist kreidebleich vor Schock und ihr Mund steht offen.
„Nein.“ Ihre Stimme hallt glockenklar durch das Tal. „Das kann nicht möglich sein.“