»Rache«
Aurelia Velten
Götter
362 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
spannend, aufwühlend
Tisiphone genannt Sophie
eine der drei Furien, Rachegöttin
Lysandros
König der Daimonen
Lysandros, den König der Daimonen habe ich sofort ins Herz geschlossen, seine sanftmütige Art hat mich verzaubert. Aber auch Demon begeisterte mich und ich hoffe, dass er im Folgeband noch seinen großen Auftritt bekommt. Dazu liebe ich Sophie mit ihrem Sinn für Gerechtigkeit und ihrem edlen Herzen.
Wie die Autorin die verborgenen Hintergründe nach und nach entrollt und damit die Spannung aufrecht erhält. Glücklicherweise lässt sie die Geschichte gut enden, verzichtet auf einen fiesen Cliffhanger und sorgt dennoch sehr gekonnt dafür, dass man den nächsten Teil dringend lesen will.
An einigen Stellen störte ich mich am Schreibstil der Autorin, doch das Geschehen nahm mich viel zu sehr in Beschlag, als dass ich mich lange über gehäufte Adjektive oder überflüssige Erklärungen zu Handlungen der Beteiligten hätte ärgern können. Und der Epilog ist genial. Mit wenigen Sätzen macht die Autorin klar, dass es weitergeht und weckt den unbändigen Wunsch, wissen zu wollen, was denn nun geschehen wird.
Stell dir vor, du kennst nur eines in deinem Leben: geschehenes Unrecht zu rächen, und dann bringt dich jemand durch Betrug dazu, selbst ein grausiges Unrecht zu begehen. Was würdest du tun?
Sophie ist eine der drei Furien und sie bestraft verderbte Menschen mit Wahnsinn. Doch dann wird sie selbst Opfer eines schrecklichen Täuschungsaktes und bestraft einen Unschuldigen. Dadurch ist sie nicht mehr länger immun gegen ihren eigenen Wahnsinn und schlittert immer näher auf den gefährlichen Abgrund der geistigen Umnachtung zu, während sie verzweifelt versucht wiedergutzumachen, was sie verbrochen hat.
„Zeig dich“, befahl Lysandros wieder, strauchelte jedoch, als er sich zurück auf den Weg zu seinem Bett machte.
Du wirst mich schon noch kennenlernen, keine Sorge, flüsterte sie zuckersüß. Auch wenn Sophie nicht einmal wusste, ob es so etwas wie eine Daimonengrippe gab, so kam ihr die Erklärung immer plausibler vor. Wieso sonst wäre der Kerl so erschöpft, dass er sich schon wieder auf das Bett legte? Schlaf, Daimon, schlaf. Bald gehörst du mir, murmelte sie gehässig. Sie hoffte inständig, die Rache an Lysandros würde den Zwölf reichen, damit wenigstens sein Volk sicher wäre.
„Sprächest du andere Worte, wäre deine Stimme wirklich schön.“ Weil er die Augen bereits geschlossen hatte, hatte Sophie nicht damit gerechnet, dass er mit ihr sprechen würde.
Also wirst du doch langsam wahnsinnig, flötete sie zufrieden. Er fand ihre Stimme schön? Unmöglich.
„Die Olympier haben dich geschickt, nicht wahr? Wenn du ihnen dienst, bist du die Wahnsinnige von uns beiden.“
Ich ermorde keine Unschuldigen, entgegnete sie bitterböse. In seinem Kopf musste es sich anhören wie ein gellender Schrei. Als er zusammenzuckte, lächelte Sophie zufrieden.
„Ich auch nicht“, knurrte er, sodass sie ihn offen auslachte.
Lügner! Damit ließ sie all ihren Wahn auf ihn los. Brüllen, Gezeter, Anschuldigungen und Schmerzensschreie füllten seinen Kopf. Sophie lebte schon so lange, es hatten sich unendlich viele Stimmen in ihr angesammelt. Für ein Monster wie den Daimonenkönig erinnerte Sophie sich nur zu gern an jeden schrecklichen Moment in ihrem verdammten Leben.
Ich hielt den Atem an vor Spannung und heulte wie ein Schlosshund. Ja, die Autorin versteht es wirklich, auf die Tränendrüse zu drücken. Ein wahrlich spannendes Buch, voller Tragik und Gefühle, das definitiv einen Stapel Taschentücher benötigt. Ich liebe es!
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
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