»Penelope«
Anya Wylde
Historisch
361 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
humorvoll
Penelope
Mädchen vom Lande
Duke
missgelaunter junger Adeliger
Penelope, die so herzerfrischend ehrlich und unverdorben ist.
Die Szene, als die Diener tanzen und singen, weil Penelope ihre Prüfung geschafft hat. Dazu das Gespräch zwischen Madame und Penelope.
Ich habe geweint vor Rührung, weil die Menschen um Penelope herum sie so sehr lieben und achten, wobei sie selbst das gar nicht mitbekommt. Gleichzeitig musste ich immer wieder lachen über die Komik der Situationen, in die sich Penelope hineinlaviert. Als sie den Duke würgt – ich könnte mich wegschmeißen!
humorvoll, die Autorin arbeitet mit karikaturhaft überzeichneten Szenen, die dem Geschehen einen komödiantischen Hauch verleihen. Das erdet sie allerdings mit sehr ernsten und weisen Gesprächen, die sie immer wieder einstreut. Dazu brilliert sie mit urigen Charakteren.
Penelope reist zur Freundin ihrer verstorbenen Mutter. Die Witwe will ihr eine Saison in London ermöglichen, damit sie sich einen Ehemann suchen kann. Doch Penelope lässt kein Fettnäpfchen aus, das nur irgendwo aufzutreiben ist und bald hegen alle ernsthafte Zweifel, ob Penelope überhaupt je gesellschaftsfähig gemacht werden kann. Vor allem der Duke versucht, sie möglichst bald aufs Land zurückzuschicken. Dumm nur, dass Penelope die Herzen der anderen bereits im Sturm erobert hat.
»In sein Ohr?«, fragte Lady Anne zweifelnd.
»Ja, in sein Ohr. Oben, wo die Ohren so eine Kurve machen … genau da«, sagte Penelope und fuhr Lady Annes linkes Ohr nach, um es ihr zu zeigen.
»Wie kann man da irgendwas reinstecken, es ist doch so klein?«, fragte die Witwe und stocherte in ihrer eigenen Ohrmuschel herum.
»Vielleicht, weil Sie eine Frau sind. Männer haben größere Ohren … ah, da ist ein Mann«, sagte Penelope und starrte zur Tür, die sich gerade geöffnet hatte. Sie stand auf und ging auf den Gentleman zu, der das Zimmer betreten hatte.
»Können Sie mir kurz Ihr Ohr leihen?«, fragte sie höflich.
»Wie bitte?«, fragte der Mann verwirrt zurück.
Penelope stellte sich ungeduldig auf die Zehenspitzen, griff nach seinem Ohr und zog daran.
Der Mann hatte keine andere Wahl, als sich zu bücken.
»Oh, bücken Sie sich noch ein bisschen mehr … Meine Güte, sind Sie groß … Ah, ja, sehen Sie, sein Ohr ist ein schönes Exemplar, groß genug, um zu zeigen, was ich meine. Sehen Sie diese Muschel hier. Da kann man leicht einen Diamanten reinstecken, und niemand würde es bemerken.«
Sie drehte sich triumphierend zu den beiden Frauen um, die sie ebenso schockiert wie entsetzt ansahen. Penelopes Lächeln löste sich auf, und sie drehte sich um und sah den Mann an, dessen Ohrläppchen sie immer noch festhielt. Weshalb er von der Taille an nach vorne gebeugt dastand. Trotz seiner unbeholfenen Position kam sie nicht umhin zu bemerken, wie schrecklich gut er aussah. Sein Gesicht war ein bisschen streng, aber die Augen waren dunkelblau und von beinahe durchdringender Intensität. Seine Haare waren pechschwarz, und er war so nah bei ihr, dass sie die einzelnen Haare seiner feinen Bartstoppeln sehen konnte. Sie schnüffelte vorsichtig, und der männliche Geruch traf sie mitten in die Magengrube.
Ihr Herz pochte gegen ihre Rippen. Sie hatte das Gefühl, dass dieser Mann kein Butler war, wie sie zuerst angenommen hatte.
Und dann begann ein leichter Schwindel, sich ihrer zu bemächtigen.
»Kann ich mein Ohr jetzt zurückhaben?«, fragte der Mann gereizt.
Sie blinzelte.
»Mutter, würdest du dieser Kreatur sagen, dass sie loslassen soll?«
»Mutter?«, piepste Penelope. Die Hand, mit der sie das Ohr hielt, zitterte.
»Ja, meine Liebe. Wissen Sie, das ist mein Sohn, der Duke von Blackthorne«, sagte die Witwe etwas zaghaft.
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
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»Celine«
Anya Wylde
Historisch
303 Seiten
Dritte Person, Vergangenheit
humorvoll, überzeichnet
Celine Fairweather
pflichtbewusste junge Lady
Lord Elmer
Frauenheld und Abenteurer
Lord Elmer, der alles versucht, um das Herz der steifen Celine zu erweichen.
Die Berechnung von Lord Elmer, der er am Schluss selbst zum Opfer fällt 🙂
Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Lord Elmer endlich gesteht, dass er das alles nur inszeniert hat, aber das Buch ist so komödienhaft aufgezogen, dass tatsächlich flintenschießende Piraten und abgemagerte Poeten mit einer morbiden Fantasie darin vorkommen. Das hinderte mich aber nicht daran, minutenlange Kicheranfälle zu bekommen. Manche Szenen sind einfach nur zu komisch.
humorvoll überzeichnet
Als die pflichtbewusste Celine ihrer hochschwangeren Schwester zur Hilfe eilt, nimmt sie sich vor, den dicken hässlichen Poeten zu suchen, in den sie sich seinerzeit verliebt hat. Dummerweise hat er ihr nur ein Bild hinterlassen, aus dem sie seine Adresse in London herauslesen können sollte, wenn sie ihn wirklich liebt. Sie liebt ihn zwar, aber das Rätsel ist trotzdem schwer zu lösen. Wie gut, dass der charmante Lord Elmer bereit ist, ihr bei der Suche zu helfen.
»Das hier ist wirklich schrecklich«, grinste er. »Warten Sie, ich gebe es Ihnen gleich zurück, lassen Sie es mich nur zu Ende lesen.«
Celine machte einen Satz und klaubte ihm das Blatt aus den Händen.
»Das hätten Sie nicht tun sollen.« Er schnappte sich ein anderes Blatt vom Tisch. »Und da Sie es getan haben, werde ich das hier laut lesen, nur um zu sehen, wie Sie erröten.«
Sie errötete.
Er grinste und räusperte sich.
Schaut hin, meine lieben Freunde,
Zum gefühlvollen Nachthimmel.
Der erwartet, zu blinzeln über Geliebten, die sich in dunklen Gassen küssen
Stattdessen den Pfad beleuchtet für Schurken, Schläger und Gefangene mit Fesseln an den Füßen.
Schaut hin, meine lieben Freunde,
Zur gefühlvollen Samtcouch.
Die erwartet, die Gesäße von Lords und Ladies, Earls und Viscounts mit Wärme zu versorgen.
Stattdessen die Hintern erhitzt von Lakaien, die für wenig Geld es den Küchenmädchen besorgen.
Schaut hin, meine lieben Freunde,
Zur gefühlvollen Fensterscheibe.
Die erwartet, dass eine hübsche Frau durch sie hindurch in die Welt da draußen sieht,
Stattdessen deine hässliche Nase an sich gedrückt fühlt,
Und deinen fauligen Atem als Nebel am Glas der Scheibe riecht.
Hört auf, meine lieben Freunde, noch weiter zu schauen,
Denn ihr behindert meine Sicht durch die neuen optischen Linsen
Hast du nicht gehört, du Narr,
Hau ab, husch husch, du räudiges Exemplar,
befleckst meine Schulter mit grünem Sabber, fürwahr.
Nachdem er fertig gelesen hatte, wurde es einen kurzen Moment vollkommen still.
»Ich hätte das nicht lesen sollen«, sagte er dann mit leiser Stimme. »Ich fühle mich irgendwie beschädigt. Ich kann nicht glauben, dass ich dieses verteufelte Zeug gelesen habe, noch dazu ganz. Ich konnte nicht aufhören. Ich habe es versucht, aber die Worte waren so … ich habe mich gezwungen gefühlt, es zu Ende zu lesen. Ich fühle mich gefoltert, missbraucht -«
»Was tun Sie hier?«, unterbrach Celine ihn.
»Ich habe nach einem Buch gesucht.« Lauernd fuhr er fort: »Warum haben Sie sich die Karten angesehen?«
»Das habe ich nicht getan.«
»Sie sind eine schlechte Lügnerin. Sie sollten sich jeden Tag ein paar Minuten vor den Spiegel stellen und das Lügen üben. Es ist ein Talent, das zu schulen sich lohnt. Und jetzt schauen Sie mich an, öffnen Sie Ihre Augen weit … nicht zu sehr, ein bisschen weniger … sehr gut. Und jetzt sagen Sie mir ohne zu blinzeln, dass Sie sich keine Karten angesehen haben.«
»Lord Elmer-«
»Sie blinzeln zu sehr«, unterbrach er sie. »Es ist eine Kunst, meine Liebe. Sie sollten sie nicht geringschätzen. Versuchen wir jetzt etwas anderes. Ich kann deutlich sehen, dass eine Karte unter den Büchern vor Ihnen hervorschaut. Sehen Sie mir also in die Augen, und versuchen Sie, dieses Mal nicht zu blinzeln, und erzählen Sie mir in vollem Ernst, dass Sie Karten mögen, sie regelrecht anbeten, und Sie einfach immer eine bei sich tragen müssen, wohin Sie auch gehen. Sie können nicht ohne Karten leben. Karten sind Ihr Leben. Sie haben sie angesehen, weil Sie sich dann abenteuerlustig fühlen oder irgendwas in der Art. Was immer Sie tun, leugnen Sie nicht ihre Existenz und sehen Sie nicht schuldbewusst drein.«
Sie blinzelte ihn düster an. »Es tut mir leid, ich bin beschäftigt. Können Sie nicht jemand anderen belästigen?«
»Nein.«
Hier findet ihr die Autorin im Netz.
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